Logik und Leidenschaft

Logik und Leidenschaft1129 Seiten Verlag Dietrich Reimer

Herausgegeben von Christoph Wulf und Dietmar Kamper

Inhalt

Der Band vereinigt die wichtigsten internationalen, transdisziplinären Beiträge zur Historischen Anthropologie aus den letzten beiden Jahrzehnten.

Christoph Wulf, Dr. phil., Professor für Allgemeine und Vergleichende Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Mitglied des Interdisziplinären Zentrums für Historische Anthropologie, des Sonderforschungsbereichs Kulturen des Performativen und des Graduiertenkollegs Körper-Inszenierungen sowie Vorsitzender der Gesellschaft für Historische Anthropologie.

Dietmar Kamper, Dr. phil. (1936-2001), Professor für Kultursoziologie, Mitglied des Interdisziplinären Zentrums für Historische Anthropologie und des Graduiertenkollegs Körper-Inszenierungen an der Freien Universität Berlin.

Das Spannungsverhältnis zwischen Logik und Leidenschaft steht im Zentrum menschlicher Geschichte. Nach dem Ende der Verbindlichkeit einer abstrakten anthropologischen Norm werden in der Historischen Anthropologie vielfältige Phänomene erforscht, in denen Logik und Leidenschaft in Konflikt geraten. Wie ihr Verhältnis bestimmt wird, trägt wesentlich zum menschlichen Selbstverständnis bei. Überzeugende Deutungen sind nur möglich, wenn Geschichtlichkeit und Kulturalität nicht nur auf die untersuchten Gegenstände, sondern auch auf die Historische Anthropologie und ihre Methoden bezogen werden. In diesem Prozess gilt es sowohl die Ergebnisse der Humanwissenschaften als auch das Anliegen einer reflexiven Anthropologiekritik zu berücksichtigen und für neue paradigmatische Fragestellungen fruchtbar zu machen.

Die hier vorgelegten Erträge Historische Anthropologie gliedern sich in fünf Kapitel:

  • Die Wiederkehr des Körpers und das Schwinden der Sinne
  • Die Gewalt in der Geschichte und die erloschene Seele
  • Das Heilige und das Gelächter
  • Der Schein des Schönen und das Schicksal der Liebe
  • Die sterbende Zeit und das Schweigen

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Auf dem Wege zu einer Historischen Anthropologie

I. Die Wiederkehr des Körpers und das Schwinden der Sinne

Einführung

Michel Tibon-Cornillot
Die transfigurativen Körper. Zur Verflechtung von Techniken und Mythen

Christoph Wulf
Der Körper der Götter

Florian Rötzer
Kopie und Spiegel

Bernhard Dieckmann
Der psychoanalytische und der organlose Körper

Jean Baudrillard
Vom zeremoniellen zum geklonten Körper: Der Einbruch des Obszönen

Bernhard Vief
Die Bits als Elementarzeichen. Vereinfachung, die im Zweifachen endet

Gert Mattenklott
Das gefräßige Auge

Michael Wimmer
Verstimmte Ohren und unerhörte Stimmen hörte Stimmen

Jean-Loup Rivière
Das Vage der Luft

André Leroi Gourhan
Hand und Denken

Gunter Gebauer
Hand und Gewißheit

Rolf Dragstra
Der witternde Prophet. Über die Feinsinnigkeit der Nase

Ulrich Raulff
Chemie des Ekels und des Genusses

Claus Rath
Sinnesgifte und Giftsinne – Einige Spuren

Jürgen Trabant
Über das Schwinden der Sinne im Geist-Körper der Sprache

Michel Serres
Die Seele und die Tätowierung

II. Die Gewalt in der Geschichte und die erloschene Seele

Einführung

René Girard
Der grundlegende Mord im Denken Nietzsches

Gernot Böhme
Der offene Leib. Eine Interpretation der Mikrokosmos-Makrokosmos-Beziehung bei Paracelsus

Michael Sonntag
Die Zerlegung des Mikrokosmos Der Körper in der Anatomie des 16. Jahrhunderts

Klaus Mollenhauer
Der Körper im Augenschein Rembrandts Anatomie-Bilder und einige Folgeprobleme

Jacques Donzelot
Der Untergang der Romantik. Für einen neuen öffentlichen Geist

Rudolf zur Lippe
Der Sitz der Seele

Winfried Menninghaus
„Flamme zwischen Nichts und Etwas“ Die Seele in den frühromantischen Fragmenten

Norbert Bolz
Nur geträumt Eva Meyer Der Ort der Seele / Zwischen Laut und Strich

Walter Seitter
Psychologie, Topologie, Dämonologie

Robert Castel
Der Markt der Seele

Dieter Lenzen
Das Verschwinden der Erwachsenen: Kindheit als Erlösung

Paul Virilio
Das letzte Vehikel

Peter Sloterdijk
Das Andere am Anderen

Edgar Morin
Annäherungen an das Nichts

III. Das Heilige und das Gelächter

Einführung

Carsten Colpe
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit ,,Dem Heiligen“ und „Das Heilige“ heute

Mario Perniola
Der venusianische Charme. Heiligkeit und Erotik in der römischen Religion

Rolf Winau
Heilen und Heiligkeit

Günter Dux
Struktur und Semantik der Zeit im Mythos

Friedrich Kittler
Die heilige Schrift

Mary Douglas
Heilige Wahrheit – Überlegungen zu Durkheims Begriff des Heiligen

Hermann Schwengel
Simmel und Marx Zwei Philosophien des Geldes, ein Schatten des Heiligen?

Konrad Wünsche
Wittgensteins Selbstheiligungsoperationen

Dietmar Kamper
Das Ereignis und die Ekstasen der Zeit

Klaus Heinrich
„Theorie“ des Lachens
Gerburg Treusch-Dieter

Das Gelächter der Frauen. Ausscheidung des weiblichen Opferkörpers Zur mythischen Konstellation Demeter – Baubo – Gorgo

Wolfgang Dreßen
Possen und Zoten. Ausflüge unter der Gürtellinie

Michael Wetzel
Die Raesonanz des Ego oder: Warum und worüber im Königsberg des 18. Jahrhunderts gelacht wurde

Thomas Brandlmeier
Das Groteske im Kino

Volker Rittner
Das Lächeln als mimischer Stoßdämpfer

Beatrix Pfleiderer
Anlächeln und Auslachen Die Funktion des Lachens im kulturellen Vergleich

IV. Der Schein des Schönen und das Schicksal der Liebe

Einführung

Marc Le Bot
Der Kunsteffekt

Luigi Russo
Die Fata Morgana des Schönen

Gillo Dorfles
Der „Riß“ oder die „Abweichung“ im Schönen und der Wert der Asymmetrie

Jochen Hörisch
Das Einhorn als Symbol des schönen Scheins

Rudolf Heinz
Klang-Kallistik. Notizen zu Orpheus und der Schönheit von Musik

Elisabeth von Samsonow
Die Farben der Erleuchtung Anmerkungen zu den tiefsten und höchsten Inspirationsregimen

Hartmut Böhme
Die Ästhetik der Ruinen

Wolfgang Welsch
Orte des Menschen?

Hans Belting
Mediale Körper. Neue Fragen an das Bild

Nikolas Sombart
Die „schöne Frau“. Ein Beitrag zur Sexualpsychologie der Erkenntnis

Michel Maffesoli
Das ästhetische Paradigma. Soziologie als Kunst

René Schérer/Guy Hocquenghem
Liebe als Kompaß der Bestimmung

André Stoll
Beatrice im Versteck
Zur ästhetischen Produktivität von Bretons Nadja

Michel Zink
Die Liebe im Rosenroman

Stephan Sting
Vom Schmecken und Lieben. Die Versuchung des hl. Antonius, Vision 1-4

Christina von Braun
Das Weib als Klang. Die Frauengestalten im Werk Richard Wagners

Luce Irigaray
Am Anfang war der Frauenraub

Jacques Poulain
Die christliche Pragmatik der Liebe. Die Frage ihrer gegenwärtigen Neutralisierung und die philosophische Aneignung des Urteils

V. Die sterbende Zeit und das Schweigen

Einführung

Massimo Cacciari
Der Tod der Zeit.

Paolo Rossi
Das Altern der Welt und die „große Ruine“ in der Neuzeit

Remo Bodei
Zeit gewinnen. Entwicklung und Auflösung sozialer Systeme in der Kultur des späten 19. Jahrhunderts

Heinz D. Kittsteiner
Über das Verhältnis von Lebenszeit und Geschichtszeit

Helmut Lethen
Geschichten zur „kristallinen Zeit“

Umberto Curi
Zeitpfeil – Zeitkonzepte im Zeichen der Irreversibilität

Friedrich Cramer
Alternde Zeit, Zeit des Alterns Leben und Sterben als biologisches Problem

Bernd-Olaf Küppers
Entropie, Evolution und Zeitstruktur

Hermann Haken
Sind synergetische Systeme unsterblich?

Arthur E. Imhof
Dreimal so viel Zeit zu leben wie unsere Vorfahren – noch haben wir Probleme damit

Umberto Eco
Die Zeit der Kunst

Ulrich Sonnemann
Zeit ist Anhörungsform Uber Wesen und Wirken einer kantischen Verkennung des Ohrs

Wolfgang Kaempfer
Zeitstau oder das Ende ohne Ende

Jörg Zirfas
Fragmentarische Temporalität
Zur zeitlichen Verfaßtheit menschlichen Lebens

Thomas Macho
Sieben Variationen über die Stille

Patrick Tacussel
Die Gesetze des Un-Gesagten

Charles Grivel
Der Stimmverlust

Birgit Hoppe
Das Schweigen der Frauen-Leugnen der Differenz

Manfred Moser
Hermes ist zugegen – unzulänglicher Versuch, das Schweigen zu brechen

Hans-Dieter Bahr
Parzivals Schweigen

Renate Schlesier
Das Schweigen der Sirenen

Christoph Wulf
Grundzüge und Perspektiven Historischer Anthropologie
Philosophie, Geschichte, Kultur

Nachwort

Autorenspiegel