Du mußt dein Leben ändern – Über Anthropotechnik

Du mußt dein Leben ändern - Peter Sloterdijk723 Seiten  Verlag Suhrkamp (LINK)

Inhalt

In seinem neuen großen Essay über die Natur des Menschen betreibt Peter Sloterdijk Märchen-Kritik: Als Kritik des Märchens von der Rückkehr der Religion könnte man seine Thesen verstehen. Doch nicht die Religion kehrt zurück. Es verschafft sich vielmehr etwas ganz Fundamentales in der Gegenwart Raum: Der Mensch als Übender, als sich durch Übungen selbst erzeugendes Wesen. Rainer Maria Rilke hat den Antrieb zu solchen Exerzitien zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Form gefaßt: »Du mußt dein Leben ändern.«

In seinem Plädoyer für die Ausweitung der Übungszone des einzelnen wie der Gesellschaft entwirft Peter Sloterdijk eine grundlegende und grundlegend neue Anthropologie. Den Kern seiner Wissenschaft vom Menschen bildet die Einsicht von der Selbstbildung alles Humanen. Seine Aktivitäten wirken unablässig auf ihn zurück: die Arbeit auf den Arbeiter, die Kommunikation auf den Kommunizierenden, die Gefühle auf den Fühlenden … Es sind die ausdrücklich übenden Menschen, die diese Existenzweise am deutlichsten verkörpern: Bauern, Arbeiter, Krieger, Schreiber, Yogi, Rhetoren, Instrumentalvirtuosen oder Models. Ihre Trainingspläne und Höchstleistungen versammelt dieses Buch zu einer vergnüglich-instruktiven Lektüre von den Übungen, die erforderlich sind, ein Mensch zu sein.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Zur anthropotechnischen Wende

Der Planet der Übenden

1 Der Befehl aus dem Stein
Rilkes Erfahrung

2 Ferner Blick auf den asketischen Stern
Nietzsches Antikeprojekt

3 Nur Krüppel werden überleben
Unthans Lektion

4 Letzte Hungerkunst
Kafkas Artistik

5 Pariser Buddhismus
Ciorans Exerzitien

Übergang: Religionen gibt es nicht
Von Pierre de Courbertin zu L. Ron Hubbard

I Die Eroberung des Umwahrscheinlichen
Für eine akrobatiscbe Ethik

Programm

1 Höhenpsychologie
Die Hinaufpflanzungslehre und der Sinn von »Über«

2 »Kultur ist eine Ordensregel«
Lebensformen-Dämmerung, Disziplinik

3 Schlaflos in Ephesos
Von den Dämonen der Gewohnheit und ihrer Zähmung durch die Erste Theorie

4 Habitus und Trägheit
Von den Basislagern des übenden Lebens

5 Cur homo artista
Von der Leichtigkeit des Unmöglichen

II Übertreibungsverfahren

Prospekt: Rückzüge in die Ungewöhnlichkeit

6 Erste Exzentrik
Von der Absonderung der Übenden und ihren Selbstgesprächen

7 Vollendete und Unvollendete
Wie der Geist der Perfektion die Übenden in Geschichten verstrickt

8 Meisterspiele
Von den Trainern als Garanten der Übertreibungskunst

9 Trainerwechsel und Revolution
Über Konversionen und opportunistische Kehren

III Die Exerzitien der Modernen

Perspektive : Wiederverweltlichung des zurückgezogenen Subjekts

10 Kunst am Menschen
In den Arsenalen der Anthropotechnik

11 Im auto-operativ gekrümmten Raum
Neue Menschen zwischen Anästhesie und Biopolitik

12 Übungen und Fehlübungen
Zur Kritik der Wiederholung

Rückblick
Von der Wiedereinbettung des Subjekts zum Rückfall in die totale Sorge
Ausblick

Ausführliches Inhaltsverzeichnis