Die schrecklichen Kinder der Neuzeit

42435-full489 Seiten  Verlag Suhrkamp (LINK)

Ein Schwarzbuch über die Zukunft

Hat aber die aktuelle Gesellschaftswissenschaft je das Défilé bemerkt, in dem Die schrecklichen Kinder der Neuzeit von spätmittelalterlichen Tagen an den kommenden Jahrhunderten entgegenzogen? Hat einer der Autoren, die sich in den letzten Jahrzehnten zu meistens methodisch verdrehten Phänomenen wie Globalisierung, Mundialisierung, Modernisierung, Hybridisierung, Dekolonisierung, Kreolisierung äußerten, darauf geachtet, daß der bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts tonangebende Kontinent der Moderne, das westliche Europa der nach-kolumbianischen Jahrhunderte, den Globus nicht nur in Aufruhr versetzte mit seinen paradigmatischen Exportgütern? Hat man dar­über hinaus die Tatsache berücksichtigt, wonach Europa – in der Folge überflügelt von seiner amerikanischen Filial-Kultur – an so gut wie alle anderen ethnischen Ensembles bzw. »Kulturen« seine paradoxeste und am wenigsten analysierte Erbschaft weitergab – die irrlichternde Botschaft von der Überflüssigkeit eines Erbes? Hat man in Rechnung gestellt, wie Europa, gemeinsam mit seinem amerikanischen Partner, im Namen der jungen, wandelbaren und angriffslustigen Göttin »Freiheit« sein riskantestes Experiment in die fernsten Regionen hin­austrug: seine Wette, Herkunftsunsicherheit – nenne sie Enterbung, Bastardentum oder Hybrid-Identität – sei bei der Suche nach Zukunftskompetenz nicht länger ein Makel, vielmehr eine nahezu unentbehrliche Qualifikation?

Pressestimmen

»Fazit, dieses Buch hat es in sich.« Martin Meyer, Neue Zürcher Zeitung

»Sloterdijks Ironien sind allseitig, sie richten sich gegen die Denkzumutungen der Theologie ebenso wie gegen die Monstrositäten geschichtsphilosophischer Beglückung. Dank dieser Freiheit im Schreiben kommt Peter Sloterdijk der augenblicklichen Verunsicherung so nah wie sonst kein anderer Philosoph.« Gustav Seibt, Süddeutsche Zeitung 

»Sloterdijk ist einem dunklen zivilisationsdynamischen Geheimnis auf der Spur … Es ist ein imposantes Panorama, das er sich abgesteckt hat … « Stephan Schlak, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Seine frei schwebende Intelligenz macht enorm viel Spass. Er lockt, spekuliert, jongliert. Das ist großes Entertainment. Sehr gute Unterhaltung« Christine Richard, Basler Zeitung

»Die schrecklichen Kinder der Neuzeit ist alles andere als ein Erziehungsratgeber. Es ist ein inspirierender Versuch über den Traditionsbruch. Es behandelt nicht nur die Figur des noblen und ›eleganten Bastards‹, sondern es ist selbst ein solcher Bastard. Eine Mischung aus Reflexion und subversivem Pamphlet … « Bayerischer Rundfunk Online

»Der Skandal, den diese Sloterdijk-Lektüre aufdeckt, ist der, dass wir uns falsch verstanden haben – zu sehr als Ausgeburten der Herkunft anstatt als Zeugen des eigenen Tuns. Es gelingt dem Karlsruher Philosophen, diesen Irrtum zu korrigieren und uns in der Gegenwart des Hyper-Individualismus zu begrüßen.« Philip Kovce, Deutschlandradio Kultur 

»Peter Sloterdijk provoziert mit einer beherzten Kulturkritik.« Roland Mischke, St. Galler Tagblatt 

»Wer die unverwechselbare sloterdijksche Mischung aus philosophiekundiger Kulturgeschichte, garniert mit tausend witzigen Wendungen, unzähligen Neologismen und einer guten Prise Apokalyptik und Zynismus mag, kommt auch hier auf seine Kosten.« Johanna di Blasi, Dresdner Neueste Nachrichten

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung
Von Erbe, Sünde und Moderne

Kapitet 1
Dic permanente Flut. Ober ein Bonmot der Madame de Pompadour

Kapitel 2
Dasein im Hiatus oder: Das moderne Fragen-Dreieck De Maistre-Tschernyschewski-Nietzsche

Kapitel 3
Dieser beunruhigende Überschuß an Wirklichkeit
Vorausgreifende Bemerkungen zum Zivilisationsprozeß nach dem Bruch

Kapitel 4
Lecons d’histoire. Sieben Episoden aus der Geschichte der Drift ins Bodenlose: 1793 bis 1944/1971
Paris, den 22. Januar 1793, gegen acht Uhr abends
Paris, den 2. Dezember 1804
Zürich, den 5. Februar 1916
Jekaterinburg, die Nacht vom 16. zum 17. Juli 1918
Moskau, den 13. März 1938
Posen, den 4. Oktober 1943
Bretton Woods, 22. Juli 1944 / Washington 15. August 1971

Kapitel 5
Das Über-Es: Vom Stoff, aus dem die Sukzessionen sind
1 Im Copy-Shop der Evolution
2 Der Patriarchengeist und die Transmissionskette
3 Monstren-Zeugungen im Hiatus: Schimären und Philosophenschüler
4 Der Bastard Gottes : Die Jesus-Zäsur

Kapitet 6
Die große Freisetzung
1 Ecce homo novus
2 Irreguläre Geburten
3 Die Kinder des Abgrunds
Von Mystik als antigenealogische Revolte
4 Die glorreichen Bastarde marschieren auf
5 Kreative Diskriminierung: Legale und Illegale
Ein Triptychon
6 Von Abstammung kein Wort mehr
Voiture – de Sade – Jefferson – Emerson – Stirner – Marx – Deleuze/Guattari

Ausblick
Im Delta