381 Seiten • Verlag Suhrkamp
Inhalt
Das schöne, vielleicht ein wenig zu deutsch klingende Wort Weltfremdheit benennt eine so ursprüngliche wie unvermeidliche Stellung antiker Minderheiten und neuzeitlicher Mehrheiten zu einem Ganzen, dessen Liebenswürdigkeit den Test der Geschichte nicht unbeschädigt übersteht. Folglich könnte man das Buch Weltfremdheit als eine Expertise zur Strukturreform im Weltaufenthaltsraum bezeichnen. Seinem Grundzug nach gehört es nicht zur Kulturkritik, zur Moralphilosophie noch weniger. Seine Wissenschaft ist gewiß keine traurige, als fröhliche ist sie aber eine verhaltene. Worum es in ihm geht, ist eine Phänomenologie des weltlosen oder weltabgewandten Geistes. Diese entfaltet gleichsam ein großes Welttheater unter dem Aspekt des Fernseins von der Bühne. Wird das Interesse dieser Studien als ein anthropologisches beschrieben, so ist dies nur mit einer Einschränkung korrekt. Nicht die Menschen sind die Helden der Geschichte, sondern die Rhythmen und Gewalten des Weltaufgangs und -untergangs, in denen Menschen vorkommen.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
I. Warum trifft es mich?
Mutmaßungen über das Tier, das auf sich stößt, das sich Großes vornimmt, das oft nicht von der Stelle kommt und das machmal von allem genug hat
1. Selbstfindlinge
2. Das bestimmte, das berufene, das begeisterte Selbst
3. Das umzingelte, das harte, das deprimierte Selbst
4. Das tauchende, das atmende, das pneumatische Selbst
II. Wohin gehen die Mönche?
Über Weltflucht in anthropologischer Sicht
1. Metoikesis – Umsiedlung der Seele
2. Das Prinzip Wüste
3. Die wesentliche Umleitung – Weltflucht nach vorn
III. Wozu Drogen?
Zur Dialektik von Weltflucht und Weltsucht
1. Kulturgeschichte als Entzugsgeschichte
2. Heilige Drogen
3. Der Einbruch der Süchte
4. Von der Menschenmöglichkeit des Entzugs
IV. Wie wurde der »Todestrieb« entdeckt?
Zu einer Thorie der seelischen Endabsichten mit ständiger Rücksicht auf Sokrates, Jesus und Freud
1. Frohe Botschaften und ihr Preis
2. Sokratische Denkwürdigkeiten – oder: Die Kultur des metaphysischen Todesappetits
3. Moriamur igitur
Zur Kritik der seelischen Endabsichten
4. Uterodizee als Lehre von den letzten Dingen
5. Kritons Bitte
V. Ist die Welt verneinbar?
Über den Geist Indiens und die abendländische Gnosis
1. Fingerspitzengedanken
2. »In diesem Leben«
Kritische Theorie der Geburt
3. Zur Hermeneutik des Hineingeratens
Über indische und gnostische Lehren von Verstrickung und Befreiung
4. Akosmismus
VI. Was heißt: sich übernehmen?
Versuch über die Bejahung
1. Die Kantische Idee der Mündigkeit, als nachträgliche Einwilligung ins eigenen Dasein verstanden
2. Dasein und Fortsein in Urszenen
3. Welthaß und Neuanfang
VII. Wo sind wir, wenn wir Musik hören?
A. Im Hinweg und im Rückweg
B. In der Perkussion
1. Das sonore Cogito und der taube Fleck – oder: Descartes‘ Versuch, klanglos zu denken
2. Perkussion, Durchzitterung, Schweben
VIII. Wie rühren wir an den Schlaf der Welt?
Vermutungen über das Erwachen
1. Lichtung – Luxus – Alarmbereitschaft
2. Sich den Gemeinschaftlichen anschließen – Zur politischen Ontologie des Wachraums nach Heraklit, Zarathustra und Jesaia
3. Weltpause
4. Weltwache im Zeitalter der Einen Erde:
Scienza nuova des Weltbürgertums