Der (im-)perfekte Mensch. Matemorphosen von Normalität und Abweichung

Der (im-)perfekte Mensch. Matemorphosen von Normalität und Abweichung483 Seiten  Verlag Böhlau

Herausgeber: Petra Lutz, Thomas Macho, Gisela Staupe und Heike Zirden

Inhalt

Menschen gelten als „normal“, oder sie werden als „abweichend“ oder „behindert“ wahrgenommen. Die Bedeutung dieser Unterscheidung ist veränderlichen historischen Bedingungen unterworfen. Dass sich überhaupt ein Leitbild vom Menschen etabliert hat, ist auf kein biologisches oder anthropologisches Faktum zurückzuführen. Es ist vielmehr Folge einer Kette von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignissen. Ausgehend von der Wahrnehmung „behinderter“ Menschen zeichnet das Buch Geschichte und Gegenwart von Abweichung und Normalität nach. Es reicht von den Freakshows des 19. Jahrhunderts, in denen dreibeinige oder Spitzkopf-Menschen ausgestellt wurden, über die mit der Herstellung ausgefallener oder fehlender Körperfunktionen befasste Prothetik des Ersten Weltkriegs bis zu den Biowissenschaften und genetischen Experimenten des 21. Jahrhunderts, die im Vertrauen auf die Fähigkeit zur Vervollkommnung des Menschen dessen Umbau anvisieren.

Inhaltsangabe

Einleitung der Herausgeber

1 Die Erfindung der Normalität
Heike Zirden – Einleitung
Thomas Macho – Abweichung und Idealmass
Zur Funktionalisierung der Gesichter in der Moderne
Michael Hagner – Monstrositäten in gelehrten Räumen
David T. Mitchell, Sharon L. Snyder – Die „subnormale“ Nation
Von der Erfindung einer behinderten Minderheit (1890 bis 1930)
Staffan Müller-Wille – Was ist Rasse?
Die UNESCO-Erklärung von 1950 und 1951
Anne Waldschmidt – Risiken, Zahlen, Landschaften
Pränataldiagnostik in der flexiblen Normalisierungsgesellschaft

2 Phantomschmerzen
Thomas Macho – Einleitung
Andreas Kuhlmann – Schmerz als Grenze der Kultur
Zur Verteidigung der Normalität
Anton Kaes – Shell Shock
Krieg und Traum im expressionistischen Film
Peter Berz, Matthew Price – Ersatzglieder
Stefan Rieger – Arbeitshand und Ausdruckshand
Zur Prothetik des Menschen
Ursula Eggli – Meinen Körper leiden können

3 Körperinszenierungen
Petra Lutz – Einleitung
Peter Bexte- Peeping Tom
Ein Brief über die Sehenden. Zum Gebrauch für die Blinden
Britta Lange – „aechtes und unächtes“
Zur Ökonomie des Abnormalen als Täuschung
Georg Seesslen – Bewegungsbild
Tobin Siebers – Zerbrochene Schönheit
Behinderung und Kunstvandalismus
Bernd Kebelmann – Performance der (un-)verletzlichkeit
Körper und Behinderung
Robert Wilson – Deafman Glance
Peter Michalzik – Das Bild, die Frau, die Epilepsie und die Scham
Frank Castorfs – Inszenierung von Dostojewskis Roman Der Idiot

4 Der versehrte Massstab
Gisela Staupe – Einleitung
Sander Gilman – Gene und Gesellschaft
Volker Stollorz – „Wohin Gen?“
Die unverstandene Rolle der Massenmedien im bioethischen Diskurs
Marcus Düwell – Ethikräte
Zur institutionalisierung ethischer Reflexion
Andrea Fischer, Regine Kollex – Das öffentliche und das private
Ein Gespräch über die Praxis bioethischer Debatten
Thomas Macho, Peter Sloterdijk – Den Kopf heben
Ein Gespräch über Räume der Verwöhnung und das driften in der Zeit

5 Disability Studies
Anja Tervooren – Einleitung
Rosemarie Garland-Thomson – Andere Geschichten
Tom Shakespeare – Betrachtungen zu den britischen Disability Studies
Petra Fuchs – Von der „Selbsthilfe“ zur Selbstaufgabe
Zur Emanzipationsgeschichte behinderter Menschen (1919-1945)
Theresia Degener – Behinderung als rechtliche Konstruktion
Dietmar Kamper – Der Mensch als Schicksal, Zufall und Gefahr
Historische Antropologie

Die Autoren
Bildnachweis