Wer trägt die Verantwortung und wer das Risiko?: „Das Philosophische Quartett“ im ZDF diskutiert über die Finanzkrise und „die Kunst, es nicht gewesen zu sein“ „Verantwortung und Risiko – Die Kunst, es nicht gewesen zu sein“ heißt es am Sonntag, 19. April 2009, 0.00 Uhr im „Philosophischen Quartett“ des ZDF. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski diskutieren mit ihren Gesprächsgästen, der Wirtschaftswissenschaftlerin und „Wirtschaftsweisen“ Beatrice Weder di Mauro und dem Schriftsteller Bodo Kirchhoff, über Fragen rund um das Betriebsgeheimnis des globalen Wirtschafts- und Finanzsystems mit den großen Boni und dem verantwortungslosen Handeln. Verantwortung könnte das Wort des Jahres werden – oder auch zum Unwort, weil für eine Managerelite der Begriff mit den Finanzexzessen und desaströsen Unternehmerstrategien nicht in Einklang zu bringen ist. So haben sie die Weltwirtschaft ins Taumeln gebracht und eine globale Finanzkrise ausgelöst. Angesichts der globalen Vernetzung wirtschaftlicher Systeme, die sich der Prüfung und der Übersicht zu entziehen scheinen, stellt sich die Frage: Wer trägt die Verantwortung und wer trägt das Risiko? Doch ist der Begriff der ethischen Verantwortung überhaupt noch anwendbar, ist er nicht restlos veraltet? Es kann nur funktionieren, meinen Sloterdijk und Safranski, wenn jene, die an der Spitze stehen, die Spielregeln des Gemeinwesens einhalten, keine unverantwortlichen, nicht absehbaren Risiken eingehen, für ihr Tun nicht nur einstehen, sondern auch haften, und nicht, wie in der gegenwärtigen Krise zu beobachten, die Kunst verfeinern, es nicht gewesen zu sein. Es wird auch die Frage zu klären sein, was es systemisch bedeutet, wenn Risiko und Verantwortung von den Verantwortlichen nicht mehr übernommen werden müssen, weil sich die Auffassung durchsetzt, dass Unternehmen, sind sie nur groß und mächtig genug, nichts zu verlieren haben, wenn die Pleite droht. Weil dann der Staat, um den Domino-Effekt einer neuen Pleitewelle zu verhindern, mit Auffangschirmen bereitsteht. Nach der Devise, erst versagen und dann klagen, hängen sich nun immer mehr Banken und Unternehmen an den staatlichen Rettungsanker, und die Verantwortlichen stehlen sich davon. Gesprächsgast Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro wurde über die akademische Welt hinaus bekannt, als sie 2001 als erste Frau und Nichtdeutsche unter größter öffentlicher Aufmerksamkeit in den „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, also zu den „Fünf Weisen“ berufen wurde, die alljährlich und medienwirksam die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung mit einem kritischen Gutachten kommentieren. Bodo Kirchhoff hat dagegen in seinem neuen Roman „Erinnerungen an meinen Porsche“ über die Verantwortung eines gescheiterten Bankers nachgedacht. (Text: ZDF)