Seit der Antike ist die Religion eine Begleiterin aller Reichsbildungen und politischen Umordnungen. Die politische Theologie hat ein immer wiederkehrendes Motiv: es besteht in dem Versuch, den Gott oder die Götter als Alliierte der irdischen Machthaber zu verpflichten. Das Jenseits soll die Erfolgsgeschichte der diesseitigen Macht beglaubigen und verlängern. Ein Phänomen, das heute zumeist in islamischen Ländern zu beobachten ist. Darf man Gott für seine Politik einsetzen? Kritische Theologen bestreiten den Anspruch der Herrschenden, Gott auf ihrer Seite zu haben. Sie wollen Gott höher ansetzen und ihn aus der Allianz mit konkreten imperialen Gebilden befreien – ob sie nun im alten Ägypten und im Mesopotamien Nebukadnezars liegen oder in den Vereinigten Staaten von heute. Darf Gott als Parteigänger eines bevorzugten Volkes oder Imperiums erklärt werden? Ist die politisch eingesetzte Religion Mittel der Unterdrückung oder gar Mittel zur Befreiung? Ist es ein Fortschritt, wenn Glaube und Politik getrennt werden? Oder lassen sich kulturelle Werte nur über den Glauben vermitteln? Über diese Fragen diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit der Politikerin und Theologin Antje Vollmer und dem Religions- und Kulturwissenschaftler Jan Assmann. Sie werden auch darüber sprechen, ob sich die politische Theologie zur Lösung politischer Probleme im Mittleren und Nahen Osten eignet. (Text: ZDF)