Platons Spiegel und die Aktualität des Höhlengleichnisses: Angeregt durch Projektionen von Mischa Kuball

Platons Spiegel und die Aktualität des Höhlengleichnisses: Angeregt durch Projektionen von Mischa Kuball 379 Seiten  Verlag Buchhandlung Walther König

Herausgegeben von Andreas Beitin, Leonhard Emmerling und Blair French

Inhalt

Einen Künstler wie Kuball, der sich wie kein zweiter mit dem Licht auseinandersetzt, musste das Höhlengleichnis zur künstlerischen Auseinandersetzung herausfordern. In zugleich einfachen und höchst effektiven Anordnungen mit Projektoren und reflektierenden Silberfolien, Fotografien und Videos schafft Kuball einerseits Räume, die als Gleichnisse der Platon’schen Höhlensituation zu verstehen sind, andererseits übersetzt er in seinen Fotografien und Videos das komplexe Verhältnis von Lichtquelle, Spiegelung, Schattenriss und Abbild in scheinbar endlos zu erweiternde Mediationsstufen, auf denen sich die Wirklichkeit als die Wirklichkeit ihrer Reflexion immer erneut konstituiert.

Mischa Kuball hält uns in seiner Arbeit Platon´s Mirror das Höhlengleichnis Platons vor Augen. Dabei dient ihm eine aufgespannte Folie als Projektionsfläche. Der frontale Lichteinfall wird über diese bewegliche Oberfläche reflektiert und es entstehen amorphe Flächen, strukturiert durch den Faltenwurf. Assoziationen an eine Landschaft werden unter anderem durch die Horizontlinie geweckt. Der strahlenförmige Faltenwurf im oberen Drittel lässt das Bild einer Sonne entstehen, die in Platons Gleichnissen für „das Gute“ steht. Wie in Platons Höhlengleichnis sind Abbilder vorbeiziehender Figuren als Reflexionen wahrnehmbar. Dabei entstehen und wandeln sich farbige Flächen, Konturen und Formen in unterschiedlichen Rhythmen auf einer Fläche, Das Projizierte ist nicht greifbar. Das Darstellende lässt sich nicht auf etwas Dargestelltes beziehen, die Schattenspiele bieten keine eindeutige Interpretationsmöglichkeit. Gezeigt werden Abbilder der Wirklichkeit, Spiegelungen – wie schon im Titel angedeutet. Im doppelten Sinn also parodiert Kuball Wahrnehmungstheorien des 20. Jahrhunderts, die ihren Ursprung im Dualismus der Antike haben. Eine dialektisch-visuelle Demonstration von Medienkritik, Rezeptionsästhetik und medialer Pseudorealität.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Andreas Beitin, Leonhard Emmerling, Blair French

Das Höhlengleichnis
Platon

Platons Schattenbilder im Video-Licht

„Platon’s Mirror“ – Die Welt als Filter
Yukiko Shikata

Wahrnehmen im Spiegel. Ein ungelöstes Problem Platons und eine Antwort durch die Kunst
Hans Ulrich Reck

Dem Licht auf der Spur
Mischa Kuball im Gespräch mit Friedhelm Mennekes

Medienpräpositionen zu „Platon’s Mirror“: Echo / Schatten / Licht
Dunchan White

Schatten werfen Schatten. Kuballs experimentelle Öffnung der platon’schen Höhle – zwischen therapeutischem Darkroom und Kosmonautenkapsel
Bazon Brock

Sehn und wissen. Die Kamera als Motiv und Dispositiv der Fotografie
Martina Dobbe

Sehen wie die Dinge nicht aussehen
Blair French

Höhlenstadien – Mythischer Bildgrund und Blendung
Ursula Frohne und Christian Katti

Das Licht als Medium der Kunst
Peter Weibel

Der Schatten des Betrachters
Wulf Herzogenrath

Platon in Amerika:
Hopper, Rothko, Kelley
John C. Weichman

Das Spiel von Licht und Schatten
Horst Bredkamp

„Nichts weiter als unseresgleichen“. Eine Mauerschau auf Schein und Manipulation
Andreas Beitin

Im Strahlengang
Leonhard Emmerling

Platons Blickwanderungen
Bernhard Waldenfels

Erleuchtung im schwarzen Kasten – Zur Geschichte der Undurchsichtigkeit
Peter Sloterdijk

Ein Höhlengleichnis der Moderne.
Lesen unter hochtechnischen Bedingungen
Friedrich A. Kittler

Biografien, Bibliografie
Bildnachweis, Impressum