Denken designen – Zur Inszenierung der Theorie

Denken designen - Zur Inszenierung der Theorie229 Seiten Verlag Wilhelm Fink

Von Daniel Hornuff

Inhalt

Denken und Designen sind die zwei Seiten einer Medaille: Niemand kann denken, ohne seine Gedanken zugleich in Form zu bringen. Grund genug, um über Gedanken als Gebilde nachzudenken.
Das Buch ist der Bauweise intellektueller Stile gewidmet. Sein Zentrum bilden fünfzehn Designfiguren des Denkens. Texte aus der Geschichte der Medientheorie (von Gotthard Heidegger bis Frank Schirrmacher, von Friedrich Schiller bis Susan Sontag) werden auf ihre Designlösungen hin befragt: Warum erweisen sich gerade Medientheoretiker immer wieder als besonders gestaltungsfreudige Denker? In welcher Gestalt erscheinen ihre Theorien? Wie formbewusst wirken Thesen? Unterliegen Argumente einer Dramaturgie? Und wo verläuft die Grenze zwischen Designgewinn und Blendwerk? Dabei zeigt sich: Nichts ist witzloser als ein Gedanke, der sich selbst genügt!

Pressestimmen

scobel, 3sat, 16.04.2015
Gert Scobel empfiehlt Denken designen, eine „kluge[n] Detailanalyse[n], die klar machen, wer wie seine Theorien und Thesen inszeniert. Ein erkenntnisreiches, sehr lesenswerten Buch, das weit über die üblichen Betrachungen rhethorischer Figuren hinaus geht.“

Philosophie Magazin 3/2015, 01.03.2015
„Empörung, Entschlackung, Geschwindigkeit, Experiment sind die Leitsterne in Hornuffs Lektüren.“ (Ronald Düker)

literaturkritik, 25.02.2015
Jörg Bernardy zeigt sich überzeugt von Hornuffs Idee einer imaginierten Fakultät für Gedankendesign, die den „blinden Fleck der Geisteswissenschaften mit dem nötigen Mut zur Wahrheit in einem transdisziplinären, verständlichen und praxisorientierten Diskurs zur Sprache bringt“.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Theorie:
Was heiSSt Denken designen?

1. Design entscheidet
2. Dingdesign und Gedankendesign
3. Fakultät für Gedankendesign
4. Gedankendesign unter Verdach
5. Ein schmaler Grat
6. Herkunft
7. Ausnahmen bestätigen die Regel
8. Zweite Ordnung oder Das Prinzip ›Angemessenheit‹
9. Zugang und Auswahl

Anmerkungen

Praxis:
Designfiguren des Denkens

Kapitel 1
Experimentelles Denken
»Welches Theoriedesign macht die Einsicht in die eigene Blindheit erträglich?« Norbert Bolz: Weltkommunikation (2001)

Kapitel 2
Theorie als Erlösungsliteratur
»Wir Informationsüberladenen sollten uns bekennen.«
Frank Schirrmacher: Payback (2009)

Kapitel 3
Die Kritik und ihr Kondom
»Daher sei dem Leser empfohlen, besonders aufmerksam auf die
Entwicklung der Begriffe zu achten.«
Wolfgang Fritz Haug: Kritik der Warenästhetik (1971)

Kapitel 4
Der Publikumstherapeut
»Die Sympathie der Zuschauer verpuffte in ein Gelächter.«
Friedrich Schiller: Über das gegenwärtige Deutsche Theater (1782)

Kapitel 5
Aus dem Geist des Celebrity Designs
»Ich habe McLuhan vor dreißig Jahren kennengelernt.«
Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode (1985)

Kapitel 6
Die Kunst des Adressierens
»Man ordnet seine Sätze in Gedanken.«
Christian Fürchtegott Gellert: Gedanken von einem guten deutschen Briefe (1742)

Kapitel 7
Paragraphisierung des Denkens
»Übertreibung oder Erkenntnisverzicht.«
Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen (1956)

Kapitel 8
Wenn Apokalypse auf den Magen schlägt
»Der Appetit vergeth, der Schlaff wird verhinderet.«
Gotthard Heidegger: Mythoscopia Romantica (1698)

Kapitel 9
Zirkeltraining im Boot Camp der Kritik
»Niederschlag des Ungeistes, der den Geist töten will.«
Fritz Karpfen: Der Kitsch (1924)

Kapitel 10
Vom beharrlichen Genie
»Zur Betrachtung von Photographien […] ist der Gebrauch einer Lupe zu empfehlen.«
William Henry Fox Talbot: Zeichenstift der Natur (1844)

Kapitel 11
Aufbruch zum Reich der Ideen
»Der Intellektuelle ist der Schuldige.«
Michel Foucault: Der maskierte Philosoph (1980)

Kapitel 12
Ästhetik der Empörung
»Man greift sich an den Kopf.«
Hans Magnus Enzensberger: Die Sprache des Spiegel (1957), Die vollkommene Leere (1988) und Vom Terror der Reklame (2014)

Kapitel 13
Versuche wagen
»Zeitdiagnostik bedeutet gefährliches Denken als Beruf.«
Peter Sloterdijk: Essayismus in unserer Zeit (1993)

Kapitel 14
Geschwindigkeitsdenken
»Ich lasse auch die Theorie in den Hyperraum der Simulation
eintreten.«
Jean Baudrillard: Das Jahr 2000 findet nicht statt (1984)

Kapitel 15
Abrüsten und Entschlacken
»Aber wollen Menschen in Schrecken versetzt werden?«
Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten (2003)

Textvorlagen und -nachweise