Das Imperium schlägt zurück – Glaubenssache Amerika

Bildschirmfoto 2015-03-28 um 14.03.25Bildschirmfoto 2015-03-28 um 16.12.39Folge: 3 Erstausstrahlung am 24.03.2002 | Die Gäste: Claus Peymann (Theaterregisseur) und Hans Ulrich Gumbrecht (Literaturprofessor)

Der Kampf gegen den Terror, den Amerikaner und Europäer nach dem 11. September 2001 gemeinsam aufgenommen haben, droht sie nunmehr auseinander zu treiben. Die europäische Solidarität mit den USA bröckelt jetzt im Krieg gegen die „Achse des Bösen“. Das schwierige Verhältnis der Europäer zu den Amerikanern und das Selbstverständnis einer Großmacht, das ist Thema „Im Glashaus“ – bei der neuen Ausgabe des „Philosophischen Quartetts“.

Die Philosophen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski diskutieren mit dem Publizisten Roger Willemsen und dem Literaturprofessor Hans Ulrich Gumbrecht über die „Glaubenssache Amerika“. Peter Sloterdijk sagt, die USA hätten das „europäische Programm der imperialen Ordnungsaufgabe in der Welt übernommen“. Die Amerikaner würden gleichsam als die „Neuen Römer“ auftreten, die ebenso wie ihr antikes Vorbild zwischen Isolationismus und Imperialismus schwankten. Im Unterschied zu den Europäern glaubten die Amerikaner auch in einem religiösen Sinn daran, dass es das Böse gebe, das mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Die USA hätten die Auseinandersetzung um die Weltherrschaft zur Glaubenssache gemacht, so der Befund von Peter Sloterdijk. Die skeptischeren Europäer könnten so lange nicht wissen, wer sie sind und was sie wollen, meint dagegen sein Konterpart Rüdiger Safranski, so lange sie ihr Verhältnis zu Amerika nicht geklärt hätten. Durch die Nähe zu den USA könne es sich Europa zwar leisten, die Freiheit zu konsumieren, ohne aber den Preis dafür bezahlen zu müssen. Europa lebe in einer Art „machtgeschützter Innerlichkeit“, die sich nicht an den Fronten der Macht beweisen müsse. Was aber machen die Europäer, wenn Amerika an seiner eigenen Gigantomanie scheitern sollte? Können die Europäer mit ihren Erfahrungen von Krieg und Terror im 20. Jahrhundert eine Mittlerrolle einnehmen und womöglich den Amerikanern beibringen, wie eine Großmacht mit Niederlagen umgehen muss?

Diese und andere Fragen diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit Hans Ulrich Gumbrecht und Roger Willemsen. Hans Ulrich Gumbrecht lehrt an der Universität Stanford in den USA und kann aus der Innenperspektive über amerikanische Befindlichkeiten berichten. Roger Willemsen hat seit dem vergangenen September stets kritisch die Diskurse begleitet, die sich in der veröffentlichten Meinung über den Anschlag und seine weltpolitischen Folgen niedergeschlagen haben. (Text: ZDF)