Ausgehend von den eklatanten sittlichen Verfehlungen berühmter Wirtschaftsführer und den damit verbundenen, an alle Bürger gerichteten Politiker-Appellen, zur Kardinaltugend der Mäßigkeit und zur Besinnung auf „die Werte“ wie Anstand und Gerechtigkeit zurückzukehren, stellt sich für das „Philosophische Quartett“ im ZDF die Frage, ob diese Ruck-Reden nicht zwangsläufig ins Leere gehen. Weil offensichtlich in Vergessenheit geraten ist, dass Tugenden nicht nur auf Einsicht beruhen, sondern eingeübt werden müssen, damit sie in gewohnheitsmäßiges Verhalten übergehen können. Die bisherige Werte-Debatte, wie sie auch von den heimlichen Tugend-Erziehern in den Medien geführt wird, scheint auch deshalb so nutz- und sinnlos zu sein, weil die Tugend nicht mehr als verkörperter Wert begriffen wird und weil es an der für die Wertevermittlung nötigen, prägenden Kraft der Vorbilder fehlt. (Text: ZDF)