Folge: 57 | Erstausstrahlung am 08.05.2011 | Die Gäste: Juli Zeh (Schriftstellerin) und Daniel Cohn-Bendit(Politiker und Publizist)
Nach all den Katastrophen und politischen Umbrüchen der letzten Monate halten die Menschen, zumindest für einen Moment, inne. Betroffen von den globalen Wirkungen regionaler Ereignisse wie der Katastrophe in Japan und den noch andauernden und nach wie vor verblüffenden Umstürzen, Rebellionen und kriegerischen Auseinandersetzungen im arabischen Raum beginnen sie, Fragen zu stellen – nach den Folgen, den notwendigen Reaktionen auf den „Sturm der Geschichte“. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski diskutieren im „Philosophischen Quartett“ am Sonntag, 8. Mai 2011, 23.55 Uhr, über die gesellschaftliche Lernfähigkeit und wollen mit ihren Gästen, der Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh und Daniel Cohn-Bendit, dem 1968er-Aktivisten und immer noch sehr aktiven Politiker und Publizisten, Erkenntnisnutzen aus der Betrachtung der politischen Arbeit im heimischen Maßstab ziehen. Wie steht es um die Lernfähigkeit der Politiker? Hinkt heute die Politik eher den in der Öffentlichkeit formulierten Einsichten hinterher? Aber die Schnelligkeit beim Herbeirufen der Energiewende hierzulande gibt nicht nur zur Freude Anlass. In einer beschleunigten Gesellschaft, so die Annahme von Sloterdijk und Safranski, braucht man ein besonnenes, eher konservatives Beharrungsvermögen, das aus gesundem Realitätssinn kommt und vor überstürzten Entscheidungen bewahrt. Politik muss oft schnell reagieren, sich aber auch die Zeit nehmen, lernen zu können. Der mediengestützte Populismus bietet dazu freilich eher schlechte Voraussetzungen. Freiheitlich-demokratische Gesellschaften bieten die besseren Problemlösungen als andere, gar diktatorisch verfasste Systeme. So könnte die Lernfähigkeit von offenen gesellschaftlichen Systemen mit ihren wechselnden Mehrheiten durchaus auf der vielberufenen „Weisheit der Vielen“ gegründet sein. Das wäre, so Safranski, gerade in Zeiten von Gefahr und höchster Not ein überzeugendes Votum für die Demokratie. (Text: ZDF)