Überlebt der Stärkere? – Irrglaube Sozialdarwinismus

Charles Darwin, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, hatte mit seinen Erkenntnissen von der Entstehung der Arten und mit seiner Theorie der natürlichen Auslese so manches festgefügte Weltbild und den biblischen Schöpfungsmythos erschüttert. „Überlebt der Stärkere?“ fragen sich Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski am Sonntag, 1. März 2009, 23.55 Uhr, im „Philosophischen Quartett“ des ZDF. Mit ihren Gästen diskutieren die beiden Philosophen, ob es naturgegeben sei, dass der Stärkere sich durchsetzt, und wie die verhängnisvolle Irrlehre des „Sozialdarwinismus“ einzuschätzen ist. Wie weit ist es von dieser bis zum Herrenmenschentum und zum Rassenwahn? Als Gäste debattieren mit: der Wissenschaftshistoriker und Darwin-Forscher Prof. Dr. Ernst Peter Fischer sowie der Philosoph und Erfolgsautor Dr. Richard David Precht. Bis heute ist der Streit um die Gültigkeit der Darwinschen Beobachtungen von Evolution und der Abstammungslehre des Menschen nicht ausgestanden: Noch immer behaupten Bibelgläubige und „Kreationisten“, nicht die Natur, sondern ein Schöpfer habe mit einem „Intelligenten Design“ in sieben Tagen die Welt erschaffen. Eine andere Umdeutung Darwins ist der sogenannte „Sozialdarwinismus“ – die Übertragung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf gesellschaftliche Verhältnisse. Kann Darwins Theorie der natürlichen Auslese, der geschlechtlichen Selektion dazu genutzt werden, das Sozialverhalten des Menschen zu erklären? Wo bleiben heute Ethik und Moral, wo Anstand und Common Sense? Wurde nicht bis zur Wirtschaftskrise das Überleben der Stärksten propagiert? Lässt sich die Darwinsche Anpassung auch als Konkurrenzkampf denken, als Wettbewerb um das beste Produkt, um die bessere Idee, die bessere Ideologie, um den besseren Menschen – alle gegen alle? Mit diesem „Kampf ums Dasein“ wäre man gedanklich wieder in die Falle der Sozialdarwinisten gegangen, die Natur gegen Kultur ausspielen. Wie weit gewisse Denkmuster der Darwinschen Theorien womöglich aber doch bedenkenswert sein könnten, wird im „Philosophischen Quartett“ ebenso diskutiert wie die Frage nach den Grenzen, nach den bizarren und gefährlichen Irrwegen in der Sozio-Biologie und Bio-Ethik. (Text: ZDF)