Geduld. Die Kunst des Wartens

Geduld. Die Kunst des Wartens241 Seiten Verlag Elster

Herausgegeben von Ruthard Stäblein
Die französischen Beiträge wurden von Marion Gees und Eva Ludwig übersetzt

Inhalt

Schnelligkeit ist keine Hexerei und doch versuchen viele, die Zeit zu verkürzen, auf die Tube zu drücken, durch das Leben zu hetzen. Sie kommen meist schweißgebadet und nach dem Igel an. Alles wirkt machbar, und nichts geht mehr. Die Autos werden immer schneller und bleiben doch im Stau stecken. Überall herrscht »Rasender Stillstand« (Paul Virilio). Vor diesem Hintergrund sind Oasen der Ruhe zu Gegenutopien geworden. Von den Tugenden der Revolutionäre ist nur noch eine reizvoll, die der Geduld, um den richtigen Augenblick abzuwarten und dann alles fallenzulassen. Aus unterschiedlichen Perspektiven machen die Beiträge deutlich, daß Geduld, ja Langsamkeit, – um 1850 belächelter Spleen des antibürgerlichen Dandies, der in Passagen seine Schildkröten spazieren führte – im gegenwärtigen environment den Charakter einer befreienden Energie
gewinnt.

Die alte Dame entschuldigt sich, weil sie Mühe beim Gehen hat. Der mit der Schildkröte flanierende Dandy ist ausgestorben. Der hingebungsvolle Handwerker ein Relikt. Schnelligkeit und Effizienz sind die Götzen der modernen Welt. Mit immer schnelleren Autos bleiben wir im Stau stecken. Überall herrscht „rasender Stillstand“. Alles ist machbar, und nichts geht mehr. Fessel oder Ideal – vor diesem Hintergrund versucht dieser Band, das Spannungsfeld von Geduld aufzuzeigen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Florian Rötzer: Ist Geduld eine Tugend? Ausschweifende Abmahnung

Paul Veyne: Senecas stoische Gelassenheit und Aufmerksamkeit

Gert Scobel: Kon-ZEN-tration oder vom Widerschein des Mondes im Tautropfen am Schnabel des Reihers

Marc-Alain Ouaknin: Eine Reise ins Paradies Über das wägende Lesen des Talmud

Walter Benjamin: Das Fieber

Richard Faber: Eile mit Weile
Über revolutionäre Geduld

Farida Benlyazid: „Geduld ist schön“ Frauen im Islam

Otto Friedrich Bollnow: Die drei Tugenden der „Zauberflöte“

Hermann Glaser: Merk-Sätze zu Geduld und Ungeduld

Peter Prange/ Kasimir M. Magyar: „Trompez-vous. mais n’hésitez pas!“ – Zeit und Ausdauer als Wettbewerbswaffen in Management und Marketing

Andreas Wagner: Training und Quälerei Der lange Weg zum sportlichen Erfolg

Anne-Marie Debarbieux: Das Erleben, wortwörtlich Erfahrungen mit einem mongoloiden Kind

Marie-Claude Tarnero-Pansart: Die unmögliche Selbstbeherrschung. Der Patient als Dulder in der psychoanalytischen Kur

Anne Baudart: Im Schatten von Narzis. Die Ruhe zwischen Lou-Andreas Salomé und Rainer Maria Rilke

Hubert Haddad: Der Hahn des Asklepios. Philosophieren mit Husserl und dem Briefträger

Peter Sloterdijk: Die Kunst der Gelassenheit

Anmerkungen

Zu den Autoren