360 Seiten • Verlag Hatje Cantz
Herausgegeben von Ralf Beil
DIE ENDLOSSCHLEIFE VON DER ANTIKE BIS HEUTE
DAS PHÄNOMEN VOM KREISEN IN GESCHLOSSENEN SYSTEMEN
Inhalt
Der Loop in Kunst, Film, Architektur, Musik, Literatur oder Kulturgeschichte: Das Phänomen von Kreisen in geschlossenen Systemen ist allgegenwärtig und spätestens seit der Antike ein Topos des gesellschaftlichen, geistigen, künstlerischen und wirtschaftlichen Lebens.
Mit Never Ending Stories veröffentlicht Hatje Cantz nun ein Grundlagenwerk zu diesem Thema und flankiert somit die gleichnamige Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg.
Berlin, 18. Oktober 2017 – Das Kreisen in geschlossenen Systemen spannt sich vom altägyptischen Ouroboros, der Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt, bis hin zu zeitgenössischen Multi-Media-Installationen. Seine besondere Bedeutung kennzeichnet in der menschlichen Psyche zugleich Traum und Trauma.
Ein eigens für die Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg entwickelter Architekturparcours ermöglicht neben zahlreichen mentalen Rotationen auch die räumlich-körperliche Erfahrung des Loops:
Der Bogen spannt sich vom »Ouroboros«-Oktogon über einen »Zen«-Saal bis hin zur quadratisch verspiegelten »Music Hall«. Anthropologisch orientierte Kapitel wie »Eros in der Endlosschleife«, »Die Verdauung der Welt« oder »Architektur ohne Ende« weiten sich zu Videoloops von Salla Tykkä, Rodney Graham oder Omer Fast und treffen auf immersive Rauminstallationen von Douglas Gordon, Ragnar Kjartansson oder Bruce Nauman. Die selten fokussierte Endlosschleife des Glücks im archetypischen Märchen – »… and they lived happily ever after« (Nedko Solakov) – trifft auf die »Zirkelschlüsse und Lesemaschinen« der Literatur, für die James Joyce, Raymond Roussel und Gertrude Stein, aber auch Johann Wolfgang von Goethe, Georg Büchner und Julio Cortázar Pate stehen. Das Kapitel »Wundermaschine Film« thematisiert den multimedialen Einsatz des Loops vom ersten Kuss der Filmgeschichte 1896 bis hin zu Thomas Bayrles Film »Loop« von 2008. »Der Künstler im Loop« bündelt in sich kreisende Selbstreflexionen von Akteuren der Moderne wie Gegenwart. Während Markus Raetz sein von Endlosschleifen durchzogenes Lebenswerk verräumlicht, ist dank Max Grau ein fulminanter filmmusikalischer Metaloop zu erleben. Am Ende der Schau schließt sich ein letztes Mal ein Kreis im Kreis im Kreis: Sandra Filics Sound- und Plattenspieler-Installation »Loop« lässt immerfort das Knistern, Rauschen und Knacken der Auslaufrille einer Schallplatte hören – medienhistorische Nostalgie und zugleich Leerlauf in Permanenz und Reinkultur, bei dem Form und Inhalt verschmelzen.
Mit Werken von: Adel Abdessemed, Abramovic/Ulay, Francis Alÿs, Robert Barta, Thomas Bayrle, Max Beckmann, Joseph Beuys, Michel Blazy, Etienne-Louis Boullée, Marcel Broodthaers, Julio Cortázar, Salvador Dalí, Marcel Duchamp, Thomas A. Edison, Omer Fast, Léon Ferrari, Sandra Filic, Robert Filiou, Fischli/Weiss, Robert Fludd, Douglas Gordon, Rodney Graham, Max Grau, Anton Henning, Seikô Hirata, James Joyce, William Kentridge, Athanasius Kircher, Ragnar Kjartansson, Kraftwerk, Yayoi Kusama, Stanley Kubrick, Robert Müller, Juan Muñoz, Eadweard Muybridge, Bruce Nauman, Markus Raetz, Bridget Riley, Peter Roehr, Raymond Roussel, Gregor Schneider, Richard Serra, Schunsô Shôju, Nedko Solakov, Daniel Spoerri, Gertrude Stein, Roland Topor, Salla Tykkä, Günther Uecker, Andy Warhol u. a.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Ralf Beil
Ein Loop kommt selten allein
PLATON
Die Erschaffung der Zeit
Ralf Beil
Die Quadratur der Unendlichkeit
Eine kleine Geschichte des Loops in Kunst, Film, Architektur, Musik, Literatur und Kulturgeschichte
Jan Assmann
Ouroboros
Der altägyptische Mythos vom Sonnenlauf
Friedrich Nietzsche
Das Rad es Seins
Aleida Assmann
Grenzüberschreitungen
Das Kreis als unendliche Denkfigur
Stephanie Lovász
Das Rad des Werdens
Peter Sloterdijk
Von der unendlichen Melodie des Seins
Caprice über einige neoplatonische Motive
Étienne-Louis Boullée
Ein Leergrab für Newton
Niklas Maak
Endlosigkeit, grundlos
Zur Ästhetik des Loop und der Endlosschleife in der Architektur
Johann Wolfgang von Goethe
Um Mitternacht
Joachim Kalka
»Le spectre en plein jour«
Notizen zu Loops in der Narration
Julio Cortázar
Park ohne Ende
Stefan Klein
Verstörend, heilsam, steuerbar
Der Loop in Traum und Trauma
Claudia Dillmann
»Play it again«
Von der Lust an der Repetition des bewegten Bildes
Michael Schultze
Und die Maschine findet kein Ende
Michael Glasmeier
Loopmaschinisten
Nam June Paik, Bruce Naumann, Rodney Graham
Franziska Ströhr
Never Ending ≠ Never Ending
Zu repetitiven Strukturen, Endlosschleifen und Variationen in der Film- und Videokunst
Peter Kraut
In der Erinnerungsmaschine
Die ewige Variationsschlaufe der Musik
Simon reynolds
Song from the Future
Kraftwerk
Autobahn
Norbert Bolz
Kaleidoskopische Statik
Über die ewige Wiederkehr des Gleichen in der Unterhaltung
Lars Jaeger
»Never Ending Stories«
Von gemeinsamen Strukturen wissenschaftlichen und spirituellen Suchens
Verzeichnis der ausgestellten Werke
Autorenbiograpafien
Dank
Impressum