568 Seiten • Verlag Diederichs
Ausgewählt und vorgestellt von Uwe C. Steiner
Herausgegeben von Peter Sloterdijk
Inhalt
Mit Edmund Husserl stieg die Phänomenologie, wie Uwe C. Steiner schreibt, »zur vielleicht wichtigsten Ströhmung des 20. Jahrhunderts« auf: »Schon die schlichte Vergegenwärtigung der Namen derer, die mit Husserl in Berührung kamen, die bei ihm studierten oder entscheidende Anstöße durch seine Lehre empfingen, liest sich wie der Abriß der Philosophiegeschichte unseres Jahrhunderts«: Heidegger, Elias, Gadamer, Jonas, Löwith, Marcuse, Plessner, Scheler, Merleau-Pony, Lyotard, Derrida usw. Die Phänomenologie bietet Halt; sie widersteht der Krise, der Bodenlosigkeit, der Wahrnehmungstäuschung, dem Weltverlust: Indem sie sich auf das Phänomen konzentriert, das Ursprüngliche, das zuerst Gegebene, geht es »um die systematische Erkundung der Terrains, auf dem wir immer schon stehen«. – »Phänomenologie betreiben heißt, systematisch Verständnisroutinen abzubauen, bedeutet Hinleitung der Wahrnehmung zur Welttauglichkeit.« So plädiert Uwe C. Steiner flammend für eine neue Lektüre der Husserlschen Werke: »Husserl neu zu lesen ist nicht nur dringlich, um die ermüdenden alten Debatten vom Schlage des Streits zwischen Mentalisten und Physikalisten nicht ständig wiederholen zu müssen. Husserl neu zu lesen ist wichtig, um sich erfolgreich dagegen wehren zu können, daß Neutralismen und Psychologismen das Bild des Menschen bestimmen. Husserl neu zu lesen, das ist mehr denn je (be)lohnendes Exerzitium in Aufmerksamkeit und Vorurteilsverzicht.«
Zu lesen sind Auszüge aus folgenden Werken Husserls: Logische Untersuchungen; Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie; Formale und transzendentale Logik; Analysen zur passiven Synthesis; Zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins; Erste Philosophie; Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; zur Phänomenologie der Intersubjektivität; Die Krisis der Europäischen Wissenschaften und die Transzendentale Phänomenologie; Vorträge und Briefe.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung von Peter Sloterdijk
Über Husserl
Einleitung von Uwe C. Steiner
1. Vom Abgrund des Bewußtseins
2. Weltverlust als Weltgewinn
3. Der Geist als Geist – Zur Kritik des Psychologismus
4. Das Wesen der Wahrnehmung und die Wahrnehmung der Wesen
5. Die unendliche Endlichkeit: das innere Zeitbewußtsein
6. Die Harmonie der Monaden
7. Sinn und Sinnverlust: Lebenswelt und Wissenschaften
Edmund Husserl: Lebenslauf
EDMUND HUSSERL: SCHRIFTEN
Editorische Notiz
I. »Alle Realität seiend durch Sinngebung« – Texte zur Einführung
1. Philosophischer Radikalismus
Das Prinzip aller Prinzipien – Zu den Sachen selbst
»Der ernsteste Wille zur Strenge« – Brief an Dietrich Mahnke
Der Philosoph als Zuschauer und reiner Funktionär des Absoluten – Zwei Briefe an Rudolf Pannwitz
Philosophischer Radikalismus als Berufung – Drei Vorlesungen
»Ein ideales Ziel religiöser Sehnsucht« – Brief an Rudolf Otto
2. »Man muß die Welt erst durch Epoché verlieren, um sie in universaler Selbstbestimmung wiederzugewinnen« – Epoché und phänomenologische Reduktion
Die Sphinx der Erkenntnis: »Alles fraglich, alles unverständlich, rhätselhaft!« – Brief an Hugo von Hofmannsthal
Die phänomenologische Fundamentalbetrachtung
II. »Positive Wissenschaft ist Wissenschaft in der Weltverlorenheit« – Kritik des Psychologismus und Historizismus
Der Psychologismus ist ein Naturalismus
Der Historizismus ist ein Relativismus
»Rückgang auf das innere Leben« – Brief an Wilhelm Dilthey
III. »Das Wesen des Bewußtseins als Thema«
1. Intentionalität
Mensch oder Puppe? (I)
Bewußtsein ist immer Bewußtsein von etwas
Irrealität und Transparenz des Wahrgenommenen
Das Problem der Symbolisierung und die Erfüllungsfunktion der Wahrnehmung
2. »Sache der Wahrnehmung und Sache des Bedeutens« – Kategoriale Anschauung und Wesensschau
Die Erweiterung der Wahrnehmung: Kategoriale Anschauung
Wahrnehmung, Wesen und Phantasie
3. »Die äußere Wahrnehmung ist eine beständige Prätention […]
Das Wesen der Wahrnehmung: »Das scheint alles sehr einfach und ist doch voll wunderbarer Rätsel«
Mensch oder Puppe? (2) – Wo sind wir, wenn wir phantasieren?
IV. »Aber alle Erlebnisse fließen dahin« – Das innere Zeitbewußtsein
Zeit als Verlust der Evidenz? – Das Zeitproblem in der phänomenologischen Fundamentalbetrachtung
Die Evidenz des Zeitbewußtseins
Die primäre Erinnerungsmodifikation
Retention, Erinnerung und Phantasie
»Für all das fehlen uns die Namen« – Zeit und absolutes Bewußtsein
Zeit, Ich-Spaltung und Ich-Identität
»Die dunkle Sphäre der Retention» Vergessen, Täuschung und Unbewußtes
Zeit als Universalform – Genetische Analysen
V. »Eine geradezu peinliche Rätselfrage« – Die Intersubjektivität
»Die Gespenster des Solipzismus«
Die Monade und der Andere – »Die Zeit meines strömenden Lebens und die meines Nachbarn ist also abgrundtief geschieden […]«
Unterwegs zur Gemeinschaft der Geister
VI. Der Sinn in der Geschichte und in der Lebenswelt
Die Urstiftung und das Problem der Dauer – Der Ursprung der Geometrie
Die Wissenschaft und die Lebenswelt
Anmerkungen
Glossar
Literatur
Quellen
Sachwortregister
Namensregister