51o Seiten • Verlag dtv
Ausgewählt und vorgestellt von Thomas H. Macho
Herausgegeben von Peter Sloterdijk
Inhalt
»Ein eigenwilliger Ästhet, ein Mönch mit asketischen Ambitionen und ein radikal exzentrisches Genie, oft nahe dem Selbstmord oder dem Wahnsinn«: Ludwig Wittgenstein ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Philosophen der westlichen Welt, und Thomas H. Macho behandelt ihn außergewöhnlich: Er hat um die prominenten Texte Wittgensteins eine Vielzahl kleiner Abhandlungen und Notizen geschart, die schlaglichtartig erhellen, woran er sich gedanklich rieb: Sprache, Logik, Mathematik, Farben, Ethik, Religion, Literatur, Freud, Heidegger, Frazer… Macho setzt die Punkte miteinander in Beziehung, dringt radikal in die Biographie Wittgensteins ein, präsentiert ihn in einem dichten, tiefen Text, in dem er ihn kongenial perspektivisch zu ergreifen sucht. »Wittgensteins Werk läßt sich mit einem gigantischen Kaleidoskop vergleichen, das lediglich ein paar Elemente in immer neu variierten Konstellationen zeigt. So wie der ästhetische Reiz des Kaleidoskops nur wahrgenommen werden kann, wenn er geschüttelt wird – niemals jedoch, sobald versucht würde, das Glasrohr zu öffnen, die bunten Splitter herauszunehmen und der Reihe nach den Tisch zu legen -, lassen sich auch Wittgensteins Überlegungen nicht in lineare – logische oder poetische – Sukzessionen auflösen. Ihm ging es nicht um die Entwicklung einer Kette von aufeinanderfolgenden Argumenten und Schlüssen, sondern vielmehr um eine räumlich-architektonische Gliederung von zahllosen, meist in sich abgeschlossenen Fragen und Gedanken, die in ihrer singulären Gestalt aufeinander verweisen und eine komplexe, gemeinsame Struktur bilden sollten.« Von Wittgenstein sind zu lesen: der Tractatus logico-philosophicus, Auszüge aus den Philosophischen Untersuchungen, Vorträge, Notizen, Bemerkungen, Gesprächsniederschriften und Briefe.
»Wittgenstein verkörpert die Idee des Genies, wie sie im 19. Jahrhundert nicht vollkommener hätte imaginiert werden können: ein Ästhet, ein Mystiker, ein exzentrischer Intellektueller – kurzum, ein abgrundtief moderner Geist, der sein eigenes Leben als Mythos, als Experiment, als singuläres, stets gefährdetes Projekt zu inszenieren versuchte.« Thomas H. Macho
»Noch in ihren logischen Härten und menschlichen Einseitigkeiten hält Wittgensteins Intensität Geschenke von unabsehbarer Tragweite an die Nachwelt bereit.« Peter Sloterdijk
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen von Peter Sloterdijk
Über Wittgenstein
Einleitung von Thomas H. Macho
Ludwig Wittgenstein: Lebenslauf
LUDWIG WITTGENSTEIN: SCHRIFTEN
Editorische Notizen
1. Die erste letzte Lösung
Tractatus logico-philosophicus
Tagebuchaufzeichnungen vom April 1916 bis zum Januar 1917
Bemerkungen über logische Form
Über die Grundlagen der Mathematik
Letztes erstes Wissen: Zur Frage nach der Gewißheit
2. Der Käfer in der Schachtel: Spielregeln der Sprache
Sprachspiele und Lebensformen
Am Beispiel der Schmerzen: Private Empfindungen – private Bedeutungen?
Vom Erlernen der Sprache
Sehen und Vorstellen: Beispiele zur Philosophie der Psychologie
Über die Farben
3. Die unsinnige Frage nach dem Guten
Vortrag über Ethik
Theologie und Ethik
Vorlesung über den religiösen Glauben
Verschiedene Bemerkungen über Glauben und Religion
4. Kommentare, Gespräche, Briefe
Aus dem Gespräch über Heidegger
Gespräche über Freud
Notizen zu James George Frazers »The Golden Bough«
Bemerkungen über Musik
Aus den Briefen an Paul Engelmann
Aus den Briefen an Norman Malcolm
Anmerkungen
Literatur
Logische Notationszeichen im »Tractatus«
Quellen
Sachwortregister
Namenregister