Tradition und Experiment. Das Österreichische Museum für angewandte Kunst, Wien

Tradition und Experiment. Das Österreichische Museum für angewandte Kunst, Wien311 Seiten Verlag Residenz

Herausgeber: Peter Noever
Redaktion: Regina Haslinger

Inhalt

Vorwort

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Bestehenden, die Suche nach maßgebenden Kräften in der Kunst, deren Existenz wir als Nutzer des kulturellen Erbes oft vergessen oder übersehen, erinnert – wenn auch unter anderen Vorzeichen – an die Gründungszeit des »Österreichischen Museums für Kunst und Industrie« und dessen damaligen Anspruch, neben dem Aufbau systematischer Sammlungen auch Ausstellungen über Produkte zeitgenössischen Kunsthandwerks zu zeigen. Heute befindet sich dieses Haus im Aufbruch, in einem Neuorientierungsprozeß, der neben inhaltlichen und strukturellen auch erstmals bauliche Veränderungen vorsieht. Vor allem werden die Nutzungsfläche für Schausammlungen und die Voraussetzungen für temporäre Ausstellungen erheblich erweitert. Abgesehen von wenigen herausragenden, von Künstlern gesetzten Maßnahmen bleiben die beiden Baukörper jedoch in ihrem äußeren Erscheinungsbild erhalten. Seit der 1986 begonnenen Neustrukturierung kann das Museum bereits auf eine Fülle von Aktivitäten und international viel beachteten Ausstellungen zurückblicken, die zu einer erkennbaren Neuentwicklung geführt haben. Zum Anlaß des 125jährigen Jubiläums – am 12. Mai 1864 wurde das Museum gegründet – erscheint nun das vorliegende Buch. Einerseits dokumentiert es Geschichte und Gegenwart der Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit, andererseits beleuchtet es aus verschiedenen Perspektiven die Problematik von Museumspolitik und -praxis. Dahinter steht die Absicht, geschichtliche und aktuelle Fragen zu diesem vieldiskutierten Thema nicht nur von innen, also aus der Sicht von Kuratoren und Museumsverantwortlichen darzustellen, sondern auch den Blick und die kritische Instanz von außen miteinzublenden. Dadurch kommt die Vielschichtigkeit, die sich in den Aufgaben und Zielen allgemeiner Museumstätigkeit manifestiert, im Buch zum Ausdruck. >>Tradition und Experiment« drücken tatsächlich die gegenwärtige Situation des Österreichischen Museums für angewandte Kunst, die Auseinandersetzung zwischen »Altem« und »Neuem«, zwischen Bewahrung und radikaler Veränderung aus. Nur durch eine solche Herausforderung kann das Bestehende erweitert, durchbrochen werden, um zur Erkundung neuer Möglichkeiten zu kommen, die ein wesentlicher Teil jeder Kultur sind.

PETER NOEVER
Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst

Inhaltsverzeichnis

Vorwort (Peter Noever)

Regina Haslinger:
Die Geschichte des Kunstgewerbemuseums, gelesen als Antwort auf die Frage: Was bedeutet angewandte Kunst?

I. DAS ÖSTERREICHISCHE MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST

Matthias Boeckl:
„.. ein echtes Werk aus dem Geist und dem Styl der Renaissance“. Die Bauten des Museums 1863-1909

Angela Völker:
Zwischen Alltag und Museum – Kunsthandwerk

Christian Witt-Dörring:
Die Lust am Objekt

Hanna Egger:
Bibliothek und Kunstblättersammlung

Gottfried Pirhofer:
Österreichisches Museum für Kunst und Industrie, Wiener Werkstätte und Österreichischer Werkbund:
Sanfter Eigensinn handwerklicher Formen

Liesbeth Waechter-Böhm:
Kontinuität und Bruch

Peter Noever:
Die Realität des Ortes als Herausforderung ..

II. ILLUSTRATIONEN: OBJEKTE DER SCHAUSAMMLUNGEN

III. PERSPEKTIVEN

William M. Johnston:
Europas Museen re-imaginiert Variationen über ein Thema André Malraux‘

Herbert Lachmayer:
„Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten“

Lucius Burckhardt:
Wie kommt der Müll ins Museum?

Anton Schütz:
Die fröhliche Götzendämmerung. Anmerkungen zur Museumsrevolution

Peter Sloterdijk:
Museum-Schule des Befremdens
1. Fremdheit und Firnis
2. Die Gedächtnishalle des eigenen und Schädelstätte des Fremden
3. Museen und Nichtmuseen

IV. EPILOG
„Irreversible Zerstörung“ (Arnulf Rainer)