Was bedeutet Leben?

Was bedeutet Leben? Urs Baumann320 Seiten Verlag Lembeck

Herausgegeben von Urs Baumann

Beiträge aus den Geisteswissenschaften

Inhalt

Was bedeutet Leben? Was bedeutet es zu leben? Wann ist Leben „menschlich“? Fragen, die in jedem Fall mehr erwarten als eine biologische Antwort. Denn eine rein mechanistisch aufgefasste „Lebenswissenschaft“ oder Biologie, kann die Frage, was Leben für eine Bedeutung hat, nicht beantworten. Leben ist mehr als Metabolismus. Tatsächlich setzt die gegenwärtige Wissenschafts- und Forschungspolitik aber ihren Akzent einseitig auf die Biotechnologie.Die Beiträge in diesem Buch von Urs Baumann, Andreas Benk, Jochen Frank, Rainer Funk, Bernd Jochen Hilberath, Regine Kather, Kuno Kirschfeld, Karl-Josef Kuschel, Ralf Lutz, Martin Nettesheim, Peter Sloterdijk, und Michael Willam setzen einen Kontrapunkt zu dieser Vereinseitigung des Denkens und Forschens. Es ist das Anliegen der Autoren, den eingeengten Blick der Biowissenschaften auf das Leben zu öffnen für eine ganzheitlichere Lebenssicht. Damit gewinnt die Leistung der biologischen Forschung gerade im Lichte ihrer philosophischen, religions-, rechts- und literaturwissenschaftlichen, theologischen, ethischen, psychologischen und wissenschaftstheoretischen Reflexion einen umso weiteren Horizont.

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

ZUR EINFÜHRUNG

I. Lebenswissenschaft? (Bernd Jochen Hilberath)
II. Wissenschaft und Weisheit (Urs Baumann)

ASPEKTE

I. Was ist Leben? Biologische, kulturelle und religiöse Perspektiven (Regine Kather)
1. Zur Intention
2. Zur Bestimmung von Lebewesen als offenen Systemen
3. Objektivierung als Methode der Naturforschung: Der »Blick von nirgendwo«
4. Zur Bestimmung des Menschen als >animal symbolicum<
a. Grenzen der Objektivierung: Affizierbarkeit als Kennzeichen des Lebendigen
b. Die Sphäre der Kultur als Umwelt des Menschen: Intentionalität und Bedeutung als Grundlage der symbolischen Erschließung der Welt
5. Religiöse Erfahrungen
6. Resümee: Der Mensch – eine Einheit in der Vielfalt der Formen des Lebendigen

II. Menschliches Leben: Ziel kosmischer Evolution?Schöpfungstheologische Überlegungen (Andreas Benk)
1. Die kosmische Evolution – Vorgeschichte einer Biographie des Lebens
2. Mehrdeutigkeit der naturwissenschaftlichen Befunde
3. Welt und Mensch als Schöpfung Gottes
4. Hindernisse im Dialog von Theologie und Naturwissenschaften

III. Mensch nach 40 Tagen? Jüdische, islamische und christliche Ansätze zum Beginn menschlichen Lebens (Michael Willam)
1. Zur Einführung
2. Der Ansatz des Aristoteles
3. Der hippokratische Ansatz
4. Der Ansatz Galens
5. Die jüdische Rezeption: Der Status des Embryo im Babylonischen Talmud im Kontext des aristotelischen Formparadigmas
6. Christliche Rezeption antiker Zeugungstheorier Thomas von Aquin als Aristoteliker
7. Islamische Quellen und Belege antiker biologisch Theorien
8. Abschließende Überlegungen

IV. Inszeniertes Leben? Die Herausforderung postmoderner Lifestyle- und Erlebniswelten (Rainer Funk)
1. Leben in psychologischer Perspektive
2. Gründe, warum heute zunehmend auf die Inszenierung von Leben gesetzt wird
a. Wirtschaftliche Gründe
b. Technologische Gründe
3. Die postmoderne Charakterorientierung
4. Ausgewählte Charakterzüge ich-orientierter Menschen
a. Machertum
b. Streben nach Entgrenzung
c. Gefühlsstärke und Sentimentalität
d. Kontaktfreude
5. Zum Begriff der Inszenierung
6. Das Doppelgesicht inszenierten Lebens

V. Hoffnung auf Leben – Leben aus Hoffnung: Systematische Erwägungen zur Hoffnungsstruktur menschlicher Handlungswirklichkeit (Ralf Lutz)
1. Hoffnung in der Moderne – Beobachtungen zu einem unterschätzten Phänomen
2. Die Anti-Utopie als gesellschaftliche Räson der Gegenwart: Zur sozialethischen Signatur der Hoffnung
3. Hoffnung und der liberale Gesellschaftsdiskurs – Konsequenzen
4. Der hoffende Mensch und der anthropologische Ort der Hoffnung
5. Aspekte einer Ethik der Hoffnung – Wie verantwortet der Mensch seine Zukunft?
a. Hoffnung und das Gute
b. Hoffnung und Zeit – der Mensch im Gegenüber seiner Zukunft.
c. Das Bild des Menschen von sich selbst – Zwischen Sein und Sollen
d. Ertrag
6. »Naturale« Grundlagen der Hoffnung
a. Hoffnung als psychologisches Therapeutikum
b. Zur Biologie kreatürlicher Hoffnung – Zwischen Leben und Tod
c. Ertrag
7. Abschließende Betrachtungen – Leben aus der Hoffnung auf den Sinn des Guten

VI. Menschenverbesserung: Philosophische Stichworte zum Problem der anthropologischen Differenz (Peter Sloterdijk)
1. Die aktuelle Verlegenheit, ein Mensch zu sein.
2. Die Anthropologische Differenz.
a. Die erste Gestalt.
b. Die zweite Gestalt.
c. Die dritte Gestalt.
d. Die vierte Gestalt
3. Anthropotechnik
a. Der geklonte Jesus:
b. Der Menschenmachergott
c. Biokosmisten und Immortalisten
d. Der Mensch als Autodemiurg
e. Menschsein als simmitatio Christie
f. Anthropogogik
g. Eugenik
4. Plädoyer für eine techno-humane Kultur

VII. Die Garantie der Menschenwürde zwischen metaphysischer Überhöhung und bloßem Abwägungstopos (Martin Nettesheim)
1. Die Herausforderung der klassischen Lesarta von Art. 1 Abs. 1 GG
2. Das herrschende Verständnis
a. Die beiden Konkretisierungsansätze
b. Kritik des Regelbeispielansatzes
c. Kritik der Objektformel
3. Art. 1 Abs. 1 GG als Rahmenvorschrift
4. Das Schutzgut des Art. 1 Abs. 1 GG
a. Würde als metaphysische Qualität? b. Würde als Zuschreibung
c. Würde als Anlage und Fähigkeit, Personalität zu entwickeln
d. Das Inklusionsproblem
5. Art. 1 Abs. 1 GG als mehrdimensionale Verfassungsgewährleistung a. Art. 1 Abs. 1 GG als Prinzip der Staatsethik
b. Art. 1 Abs. 1 GG als Sphärenschutz (Freiheits und Leistungsrecht)
c. Art. 1 Abs. 1 GG als Entwicklungsschutz
d. Menschenwürdegarantie und Gattungsschutz

VIII. Grundhaltungen zum Leben: Spiegelungen im Werk von Thomas Mann (Karl-Josef Kuschel)
1. Lebensverachtung
a. Zerschlagung der Welt
b. Durchschauen der Welt als Blendwerk: »Anekdote«
c. Lebensverachtung und Verfall: »Buddenbrooks«
2. Lebenssympathie
a. Im Zeichen der »Idee von Sünde und Gnade« »Der Erwählte«
b. Lebenssympathie: »Felix Krull«
c. »Lob der Vergänglichkeit«

IX. Die Hierarchie von Gehirn und Geist (Kuno Kirschfeld)
1. Einleitung
2. Gehirn und Geist: Ihr Unterschied
3. Der Zusammenhang von Gehirn und Geist. Konträre Vorstellungen in unserer Gesellschaft
4. Der Geist: ein Produkt des Gehirns
a. Neuropsychologie
b. Psychophysik
c. Elektrische Hirnreizungen
d. Neuropharmakologie
5. Das Phänomen der subjektiven Gewißheit
a. Wahrnehmung
b. Bewegung der Sonne
c. Religiöse Gewißheit
d. Hirnprozesse und Willensempfindung
6. Kann es einen Einfluß vom Geist auf das Gehirn geben?
a. Grundgesetze der Physik
b. Die Experimente von Benjamin Libet
c. Der Standpunkt von Jürgen Habermas
7. Diskussion der Kritik am neurobiologischen Konzept
8. Bemerkungen über die Willensfreiheit
a. Quantenmechanik und Willensfreiheit
b. Der Widerspruch im Problem der Willensfreiheit
9. Konsequenzen für unser Strafrecht?
10. Körper, Gehirn und damit Geist: geformt durch die Evolution
11. Schlußbetrachtung

X. Geist und Leben. Gott – eine Gehirngeburt? (Urs Baumann)
1. Das Problem
2. Kann Geist überhaupt erklärt werden?
3. Das Wort Geist?
4. Das Wort Gott?
5. Gott in der Menschenwelt. Ein Lösungsweg

XI. Theologie und ökologisches Bewußtsein: Gott und die »Yrr« (Jochen Frank)
1. Fragen
2. Der Schöpfer
3. Die Krone der Schöpfung
4. Erlösung
5. Apokalypse

XII. Theologie als Wissenschaft vom Leben (Urs Baumann)
1. Zum Stand der Überlegungen
2. Was will Theologie?
a. Antwort geben auf die großen Fragen
b. Von der Erfahrung des Transzendenten sprechen
c. Religion verantworten
3. Konsequenzen für eine Theologie als Wissenschaft vom Leben
a. Glauben?
b. Vertrauen in die Wirklichkeit?
c. Schöpfungsglaube?
d. Der Mensch Bild und Gleichnis Gottes?
e. Wir sind nicht die Besitzer der Erde: Unsere Verantwortung

LITERATURVERZEICHNIS

DIE AUTOREN