476 Seiten • Verlag Suhrkamp (LINK)
Inhalt
Am Anfang war der Zorn. Im ersten Satz von Homers Ilias ist von ihm die Rede, und Peter Sloterdijk beschreibt ihn in seinem Bestseller als zentrale Triebkraft von Entwicklung und Veränderung. Dabei wurde der ungestüme Impuls schon während der Antike in geregelte Bahnen gelenkt. Judentum und Christentum, aber auch die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts lassen sich als Ökonomisierungen beschreiben, als große Ideologien, die den Zorn sammeln und organisieren. Sloterdijks erhellende Analyse, mit der er einmal mehr Fragen der Gegenwart in ihre lange Geschichte einbettet, behandelt auch das aktuelle Phänomen des Islamismus – der Wiederkehr des Zorns als ungelenktes Ressentiment.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Europas erste Worte
Die thymotische Welt: Stolz und Krieg
Jenseits der Erotik
Theorie der Stolz-Ensembles
Griechische Prämissen moderner Kämpfe –
Die Lehre vom thymós
Nietzsches Augenblick
Vollendeter Kapitalismus: Eine Ökonomie der Generosität
Die post-kommunistische Situation
1 Zorngeschäfte im allgemeinen
Erzählte Rache
Der Aggressor als Geber
Zorn und Zeit: Die einfache Explosion
Projektform des Zorns: Rache
Bankform des Zorns: Revolution
Die ungeheure Macht des Negativen
2 Der zornige Gott: Der Weg zur Erfindung
der metaphysischen Rachebank
Präludium: Die Rache Gottes an der säkularen Welt
Der Zornkönig
Die Unterbrechung der Rache
Ursprüngliche Akkumulation des Zorns
Genealogie des Militantismus
Die autoaggressive Zornmasse
Hyperbolischer Zorn: Jüdische und christliche Apokalyptik
Gefäße des Zorns, höllische Depots: Zur Metaphysik der Endlagerung
Warum die Suche nach Gründen für den Zorn Gottes in die Irre geht – Christliche Trugschlüsse
Lob des Purgatoriums
3 Die thymotische Revolution
Von der kommunistischen Weltbank des Zorns
Wenn eine Revolution nicht genügt
Gespenstische Aufheiterungen
Das Epochenprojekt: Den Thymos der Erniedrigten erregen
Theorielose Empörung oder: Der Augenblick der Anarchie
K1assenbewußtsein – Die Thymotisierung des Proletariats
Zum Auftauchen des nicht-monetären Bankwesens
Komintern: Die Weltbank des Zorns und die faschistischen Volksbanken
Zornbeschaffung durch Kriegsanleihen
Der Maoismus: Zur Psychopolitik des reinen Furors
Die Botschaft von Monte Christo
4 Zornzerstreuung in der Ära der Mitte
After Theory
Die Erotisierung Albaniens oder: Die Abenteuer der post-kommunistischen Seele
Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen
Zerstreute Dissidenz – Die misanthropische Internationale
Die dritte Sammlung: Kann der politische Islam eine neue Weltbank der Dissidenz einrichten?
Konklusion: Jenseits des Ressentiments
Gespräch mit Peter Sloterdijk über sein Buch «Zorn und Zeit» aus 2008