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Wie groß ist „groß“?

I „Wie groß können wir denken?“ Buckminster Fuller1 Auch Metaphern haben ihre Schicksale. Als Buckminster Fuller 1969 seine berühmte „Betriebsanleitung für das Raumschiff Erde“ publizierte, machte er die kühne, ja utopische Annahme, in den sozialen Systemen sei die Zeit reif geworden für eine Übergabe der Steuerungskompetenzen  von den Politikern und Finanziers zu den Designern, Ingenieuren und Künstlern. Die Annahme beruhte auf der Diagnose, wonach die Angehörigen der ersten Gruppe – wie alle „Spezialisten“ – immer nur durch ein kleines Loch auf die Realität blicken, das ihnen nicht mehr als einen Ausschnitt zu sehen erlaubt. Indessen entwickelten die letzteren von Berufs wegen holistische Ansichten und bezögen sich auf das Panorama der Realität im ganzen. Es war, als hätte die romantische Devise „die Phantasie an die Macht!“ den Atlantik überquert und wäre an der anderen Küste als die Parole „das Design an die Macht“ entschlüsselt worden. Die Kühnheit von Buckminster Fullers Publikation, die bald zu einer Bibel der „Gegenkultur“, nachmals der Alternativen wurde, zeigte sich nicht in seiner Verachtung für die scheinbar Großen und Mächtigen der Welt, …

Laudatio auf Götz Werner

Anläßlich seiner Aufnahme in die Hall of Fame des manager magazins, Kronberg im Taunus, 13. Juni 2012 M. D. u. H., wir alle wissen, üblicherweise haben Vergnügen und Ehre verschiedene Termine. Wenn es um Ehrungen und schwerfällige Zeremonien geht, schlägt sich das Vergnügen meist lieber in die Büsche. Heute haben die beiden Empfindungen eine ihrer seltenen Verabredungen. Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen zugleich, vor diesem eminenten Kreis einige Worte zur Würdigung des großen Unternehmers Götz Werner vortragen zu dürfen, den manche Zeitgenossen in der Eile als einen Philanthropen etikettieren. Für alle, die sich mit dem Werk und den Ideen des Laureatus vertraut gemacht haben, liegt freilich auf der Hand, daß das Phänomen Werner mit dem Wort „Philanthropie“ nur oberflächlich bezeichnet ist. In Wahrheit ist Götz Werners Lebenswerk nicht nur ein Zeugnis der Zuneigung zum Menschen, wie das Wort „Philanthrop“ nahelegt – es ist vielmehr die Verkörperung einer Vision, aus welcher der Mensch selbst, als Subjekt und Gegenstand einer tiefreichenden Zuneigung, in seinem Verhältnis zu sich selbst mitsamt seinem sozialen Feld verändert hervorgeht. Doch bevor ich mich der Aufgabe zuwende, einige Worte des Lobes und der Anerkennung für den …